Büttenpapier ist kein Papier wie jedes andere. Es sieht anders aus, fühlt sich anders an und es hat einfach Charakter. Es erzählt Geschichten, noch bevor jemand etwas darauf geschrieben hat. Der feine Rand, die unregelmäßige Oberfläche, das leise Rascheln das alles gibt Büttenpapier eine Seele, die man bei industriell gefertigtem Papier vergeblich sucht. Man kann es ganz gut mit einem Polaroid-Foto vergleichen oder einer Film-Kamera. Büttenpapier ist handgemachtes Papier und hat absolut gar nichts mit Massenproduktion gemeinsam.
Aber warum greifen Menschen heute, im Zeitalter von Touchscreens, E-Mails und künstlicher Intelligenz, überhaupt noch zu handgeschöpftem Papier? Warum tun sich Menschen die Mühe an, Fasern zu zermahlen, sie in Wasser zu rühren und Blatt für Blatt von Hand zu schöpfen?
Vielleicht weil es meditativ ist? Vielleicht entschläunigt es unseren Alltag, der oft so rasant abläuft?
Was ist handgeschöpftes Papier?
Handgeschöpftes Papier ist, wie der Name schon sagt, komplett in Handarbeit entstanden. Statt durch Maschinen wird es Blatt für Blatt mit einem Sieb, dem sogenannten Schöpfrahmen aus einem Becken mit Zellstoff geschöpft. Danach wird es gepresst, getrocknet und oft auch von Hand geglättet. Das Ergebnis ist ein Unikat. Kein Blatt gleicht dem anderen.
Man erkennt handgeschöpftes Papier sofort: Der Rand ist unregelmäßig, man spricht vom sogenannten „Büttenrand“ oder „Deckle Edge“. Die Oberfläche ist leicht strukturiert, manchmal rau, manchmal sanft. Und wenn man es in die Hand nimmt, spürt man die Dichte, das Gewicht, manchmal sogar den leichten Duft der Pflanzenfasern, aus denen es gemacht ist.
Lesen Sie auch unseren Beitrag über nachhaltiges UWS Papier. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen über umweltfreundliche Herstellungsverfahren, Recyclingmöglichkeiten und die Vorteile von UWS-Papier für eine nachhaltige Druckproduktion.

Wer hat handgeschöpftes Papier erfunden?
Die Geschichte des Papiers beginnt in China ungefähr im Jahr 105 nach Christus. Ein Hofbeamter namens Cai Lun wird oft als Erfinder genannt. Von dort aus verbreitete sich das Wissen langsam nach Westen, über die arabische Welt bis nach Europa. In Europa dauerte es jedoch noch ein paar Jahrhunderte, bis man die Technik perfektionierte. Das erste europäische Papier wurde vermutlich in Spanien unter dem Einfluss islamischer Kultur geschöpft.
Die Bezeichnung „Büttenpapier“ stammt vom Bottich, der früher in deutschen Papiermühlen als „Bütte“ bekannt war. Aus dieser Bütte schöpften Papierhersteller ihr Papier, daher der Begriff.
Was kann man mit handgeschöpftem Papier machen?
Die Einsatzmöglichkeiten sind überraschend vielfältig. Künstler nutzen es für Zeichnungen, Aquarelle oder Druckgrafiken. Buchbinder lieben es für handgefertigte Bücher. Hochzeitsplaner und Designer verwenden es für exklusive Einladungen oder Menükarten.
Und dann gibt’s noch die Sammler, Menschen, die einfach Freude daran haben, ein schönes Blatt Papier in der Hand zu halten, es zu betrachten, zu riechen, zu streicheln. Klingt vielleicht schräg, aber wenn man einmal gutes Büttenpapier in der Hand hatte, versteht man, warum.
Ein Sonderfall ist das pflanzbare Büttenpapier, welches man aus recycelten Fasern herstellt und mit Samen vermischt. Nach dem Beschreiben oder Verschenken kann es eingepflanzt werden und verwandelt sich in Blumen. Papier, das wieder zu Leben wird… poetischer geht’s kaum.

Ist Büttenpapier wertvoll?
Ja, Büttenpapier ist wertvoll und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zuerst einmal ganz banal ausgedrückt: Es ist aufwändig herzustellen, jeder Schritt erfordert Zeit, Geduld und Erfahrung. Kein Wunder also, dass Büttenpapier teurer ist als maschinell gefertigtes Papier.
Aber der wahre Wert liegt tiefer. Büttenpapier ist nicht nur ein Produkt, sondern ein Ausdruck von Wertschätzung. Wer einen Brief auf Büttenpapier schreibt, zeigt damit: Du bist mir wichtig. Wer damit ein Buch bindet, sagt: Dieses Werk verdient etwas Besonderes.
Und dann ist da noch der kulturelle und historische Wert. Büttenpapier ist Teil unseres handwerklichen Erbes. Es erinnert uns daran, dass wir Dinge auch mit unseren Händen machen können… ohne Strom, ohne Maschinen, ohne künstliche Intelligenz. Einfach mit Wasser, Faser und Gefühl.
Tüten aus Büttenpapier – Wofür kann man die Tüten verwenden?
Wer bei Büttenpapier nur an Einladungskarten denkt, liegt falsch. Inzwischen entdecken immer mehr Manufakturen auch andere Formen, wie zum Beispiel Tüten aus Büttenpapier.
Solche kleine Papiertüten wirken besonders edel, fast wie kleine Geschenke. Sie werden häufig für hochwertige Produkte verwendet, sei es Schmuck, Naturkosmetik oder handgefertigte Seifen.
Aber auch im privaten Bereich finden sie Anwendung als Geschenkverpackung, für Trockenblumen, als Deko-Element oder als kleines Kunstwerk an sich.
Sie sind stabil, sehen großartig aus und können nach Gebrauch weiterverwendet oder sogar kompostiert werden (je nach Material).

Büttenpapier und Ökologie – Ist Büttenpapier nachhaltig?
Ein Thema, das immer wichtiger wird ist die Nachhaltigkeit. Büttenpapier und Ökologie gehen Hand in Hand, denn viele Büttenpapiere werden aus recycelten Materialien hergestellt, zum Beispiel aus Baumwollresten, Alttextilien, alten Papieren oder sogar Jeansstoffen. Andere Herstellungsverfahren setzen auf Fasern aus Hanf, Abaca oder Loktapflanzen, die schnell nachwachsen und wenig Ressourcen verbrauchen.
Zudem wird Büttenpapier lokal und in kleinen Mengen produziert. Keine Massenproduktion, kein Transport über halbe Kontinente. Viele Hersteller arbeiten mit Pflanzen aus ihrer Region, mit Wasser aus dem eigenen Brunnen und oft komplett ohne Chemikalien.
Wer also Büttenpapier verwendet, trifft eine bewusste Entscheidung. Für Qualität. Für Handwerk. Für die Umwelt.
Für wen lohnt es sich einen Blick auf Büttenpapier zu werfen?
Büttenpapier ist nichts für Eilige. Es ist nichts für Leute, die einfach nur „Papier“ brauchen. Aber für alle anderen… Für Künstler, für Handwerker, für Schreibende, für Denker, für Menschen mit Sinn für das Besondere, ist Büttenpapier genau das Richtige.
Es vereint Handwerk und Geschichte, Nachhaltigkeit und Ästhetik. Es fühlt sich gut an, sieht gut aus und es hat oft einen persönlichen emotionalen und nostalgischen Wert.
Vielleicht ist es genau das, was wir in unserer digitalen Welt so dringend brauchen. Etwas Echtes. Etwas mit Ecken, Kanten und Seele. Etwas wie Büttenpapier.
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